Freies Feld

Metal Slug Advance

Von JÁNOS MOSER.

Kleinkrieg mit einer Prise Humor. Ob das gut geht? Im Jahr 1996 machten die Neo Geo-Automaten die Arcarde-Hallen unsicher, und mit ihnen ein von der Nazca Corporation entwickeltes und von SNK vertriebenes Spiels namens Metal Slug. Alleine oder zu zweit führten die Spieler ihren bis an die Zähne bewaffneten Helden gegen hunderte von Comic-Soldaten, Tanks, Düsenjets und Zeppelins ins virtuelle Feld. Der auffällige Slapstick-Humor und die witzige Knuddelgrafik machten das sidescrollende Shoot’em’Up-Spiel zu einem Renner. Der penetrant blinkenden „Insert Coin“-Aufforderung folgend, landete Geldstück um Geldstück im Münzschlitz. Die Betreiber der Spielhallen freute es, SNK auch und bald schon erschienen die ersten Metal Slug-Umsetzungen für Heimkonsolen wie die Playstation. Von da an verbreitete sich das MS-Fieber wie ein Lauffeuer und es regnete unzählige Umsetzungen und Nachfolger vom Himmel. Mit Metal Slug Advance wurde 2004 schliesslich auch der Gameboy Advance bedient. Da der GBA nicht gerade dafür bekannt war, das Arcade-Spielgefühl perfekt zu imitieren, lohnt sich ein genauerer Rückblick. Reichen Dauerfeuer und walzende Raupenketten, um Neo Geo-Veteranen zu beeindrucken?

Unverwüstlich

Die Metal Slug-Reihe gehört zu den unverwüstlichen Serien: Der neuste Ableger kann noch so minimale Veränderungen beinhalten, ein paar neue Levels genügen, um das Herz jeden Fans höher schlagen zu lassen. Dasselbe gilt für die GBA-Version. Zwar wurde erstmals der blonde Marchirius Dennis Rossi als spielbarer Charakter weggelassen und durch einen blauhaarigen Neuzugang ersetzt, aber der Rest ist alles in allem gleichgeblieben. Zu Fuss oder in einem gepanzerten Fahrzeug kämpft man sich von Level zu Level und schiesst auf alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Standardwaffe ist die Pistole, das Aufsammeln von Maschinengewehren, Raketenwerfern oder Shotguns wird arcardetypisch mit enthusiastischem Voice-Over kommentiert. Der Krieg ist bunt, hektisch und beinahe unüberschaubar; von allen Ecken und Winkeln, von oben und unten stürmen Fussoldaten auf einen zu und wollen einem ans Leder. Da hilft nur Augen zu und durch (oder eine bestialische Betätigung des B-Knopfes). An bestimmten Stellen kann man in Fahrzeuge steigen, um die Gegnerhorden noch effektiver niederzumähen, mit dabei ist der obligatorische „Metal Slug“, das namensgebende, rundliche Panzerfahrzeug. Highlight des Spiels ist bestimmt der Düsenjet, nur schade, hat man die bewaffneten Kamele weggelassen. Wie in jedem Serienteil üblich, geht in abgelegene Erdteile oder Militärbasen. Die Grafik ist wie gewohnt knuddelig, die Animationen sind einfach toll anzuschauen und sorgen für die nötigen Lachfalten. Beim Sound musste gegenüber den „grossen“ Versionen Abstriche gemacht werden, was aber zu erwarten war und bei einem Spiel wie diesem nicht weiter ins Gewicht fällt.


Bosse

Am Ende jeden Levels wartet wie so oft ein besonders fieser Bossgegner. Auch hier merkt man leider ein wenig die Mankos eines GBAs: Die Obermotze sind längst nicht so bildschirmfüllend wie bei den Arcade-Automaten und insgesamt ein wenig langweilig ausgefallen. Das hätte man vielleicht besser umsetzen können. Trotzdem geht der Spielspass nicht flöten: Wem alles zu einfach ist, kann einfach einen höheren Schwierigkeitsgrad auswählen. Was die Menge der Levels angeht, die war in den früheren MS-Spielen nie besonders hoch und der GBA macht hier keine Ausnahme. Ob das in Anbetracht eines portablen Spiels nun ein Vor- oder ein Nachteil ist, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Einerseits mag die Kürze perfekt für eine Zug- oder Busfahrt sein, andererseits hätte man sich doch mehr Umfang gewünscht. Die Highscore-Jagd ist (ausgenommen für Puristen) leider auch nicht bis in alle Unendlichkeit motivierend. Einzig und allein das Retten aller Geiseln fesselt noch einige Zeit vor den Bildschirm (wobei ihre Zahl innerhalb eines Levels wieder auf Null fällt, sobald man einmal ins Gras beisst).


Fazit

Metal Slug Advance ist ein zweischneidiges Schwert. Neueinsteiger in die Serie werden sich über das kunterbunte Gameplay freuen, den typischen Humor der Serie und die Animationen. Altgediente wissen: das ist alles schon einmal dagewesen, mit besseren Bossen und Kamelen. Es darf allerdings keinesfalls der Trugschluss entstehen, man habe hier eine schlechte Arcade-Umsetzung vor sich. Im Gegenteil, das Spielgefühl kommt sehr gut rüber, und wer einmal das Glück hatte, sich an einem Automaten zu versuchen, fühlt sich bei Metal Slug Advance gleich Zuhause. Die einzige wirkliche Enttäuschung sind die Bosse, aber wer einfach mal ballern will, darf auch darüber hinwegsehen.

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Dieser Beitrag wurde von Yoshi geschrieben und am 27. Februar 2013 um 15:56 veröffentlicht. Er ist unter Reviews abgelegt und mit , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

4 Gedanken zu „Metal Slug Advance

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