Von JÁNOS MOSER.
Von Tales of Phantasia gibt es etwa so viele Reinkarnationen, wie es Konsolen gibt. Zuletzt wurde das Game für Handy-Plattformen veröffentlicht. Zuvor folgten Umsetzungen für den GBA, die PSP und die Playstation. Mit jedem Titel wurden neue Änderungen integriert, die Geschichte ist sich seit dem SNES-Original von 1995 treu geblieben. Zwei Jugendliche namens Cress und Chester machen sich auf, den Tod ihrer Verwandten zu rächen. Dabei werden sie Zeuge der Erweckung eines Dämons namens Dhaos, den sie fortan durch Raum und Zeit verfolgen. Zeitreisen waren in den Endtagen des SNES offenbar hoch im Schwung – leider reicht die Umsetzung nicht wirklich an Chrono Trigger heran, da es anders als in Squares Glanzstück nur ein einziges Ende der Geschichte gibt. Das Kampfsystem beschritt damals jedoch neue Wege. Zwar werden die Recken auf der Weltkarte und in Dungeons nach wie vor in Zufallskämpfe verwickelt, die laufen aber um einiges actionorientiert ab als gewohnt. Statt Kommandos aus einer Liste auszuwählen, steuert man Cress (oder einen der anderen Charaktere) in Seitenansicht gleich selbst und führt Street Fighter-ähnliche Kombos aus. Nur Magieeinsätze und Items machen Menüs nötig. Die Mitstreiter werden von einer AI kontrolliert. Dasselbe Prinzip kennt man von den späteren Tales of-Spielen und den modernen FFs. Dass ein in üblichen Belangen recht altbackenes SNES-RPG diesen Sprung in die Echtzeit wagte, verdient schon mal Lob. Klar ist, dass die Kämpfe noch recht steif ablaufen. Unfaire Tode (für Spieler wie Gegner) sind eher Regel denn Ausnahme. Meist hilft nur stumpfes Trainieren, um schwere Bosse zu schaffen. Bei der Musik wird man sich auf wahre Überraschungen gefasst machen dürfen – je nach Version quäken teils japanische Popsongs samt Lyrics aus dem Lautsprecher. Auch die Kämpfer haben je nachdem die Angewohnheit, die Namen der Attacken fröhlich daherzuschreien. Vielleicht war das mit ein Grund, weshalb es die extra-grosse SNES-Cartridge und die PS-Version nie wirklich über den Teich geschafft haben. Hier in Europa greift man am besten auf die abgespeckte GBA-Version von 2006 zurück.