Von JÁNOS MOSER
Der Commodore 64, Kultobjekt der 80er-Jahre-Nerds und erster relativ erschwinglicher Heimcomputer, war nicht gerade bekannt für kinoreife Spielmomente. Umso interessanter, wenn man mal auf ein Spiel stösst, das die Space-Shooter-Einöde durchbricht und auf … nun, Weltraum-Geballer mit cineastischen Einlagen setzt. Project Firestart (1989) präsentiert ein klassisches Szenario: die „Prometheus“, eine Orbitalstation in der Nähe des Saturnmondes Titan, gibt seit einigen Tagen kein Lebenszeichen mehr von sich. Vermutlich steckt ein Unfall dahinter, denn die Station experimentierte mit genetischen Versuchen. Agent Jon Hawking wird von der Regierung entsendet, um die geheimen Videoaufzeichnungen sicherzustellen und den Selbstzerstörungsmechanismus der Station auszulösen. Dafür hat er allerdings nur zwei Stunden Zeit, ansonsten lässt man alles per Fernsteuerung in die Luft fliegen, um allfällige Beweise zu tilgen. Kaum auf der Station angekommen, stösst Jon auf die ersten Leichen und es verspricht ein unangenehmer Aufenthalt zu werden – woher Project Firestart seine Inspiration holt, dürfte klar geworden sein. Mitnichten ist das Game die erste Alien-Hommage – diese Krone ginge an Metroid – aber dennoch eine, die sich im Hinblick auf die gängigen 80er-Standards sehen lässt. Gameplaytechnisch durchstreift man mit der Laserkanone im Anschlag die Korridore der leeren Station und hofft, dass sie auch leer bleibt, was zwangsläufig nicht so ist. Bald stösst man auf grüne Pixelmonster, die einem an den Neoprenanzug wollen. Das Mündungsfeuer euer Kanone sieht zwar so spektakulär wie Astronautenfutter aus, die Waffe scheint aber zu funktionieren und die Pixel zerfallen zu noch mehr Pixeln. Soundeffekte sind praktisch inexistent, die Hintergrundmusik besteht vorgängig aus zwei Tönen und einem Dröhnen, das in den Ohren schmerzt und die Nerven blank legt (Horror?). Unterdessen findet man ID-Cards, liest Protokolle, fährt mit dem Lift auf und ab und sucht die besagte Aufzeichnung. Hat man erst einmal die Selbstzerstörung aktiviert, bleiben einem dreissig Minuten, um die Station zu verlassen. Immer mal wieder unterbricht ein bedeutungsvolles „Meanwhile …“ das Geschehen und man blickt auf eine nette Standbildsequenz. So entsteht durchaus Spannung, vorausgesetzt, man sieht über die dürftige Präsentation hinweg (und die Tatsache, dass der Regierungsbeamte einem das Briefing „faxen“ will). War Project Firestart damals einer der originellen Urväter für Spiele wie Out of this World, Flashback oder Heart of Darkness, findet heute ein von C64-Nostalgie gefeiter Spieler nur mit viel gutem Willen in dieses minimalistische Weltraumabenteuer. Wer keine Lust hat, kann das Spiel übrigens durch das frühzeitige Verlassen der Station gleich am Anfang beenden, muss dann allerdings den Vorwurf der „cowardice“ über sich ergehen lassen.
Ich ärgere mich heute noch manchmal, dass ich meinen C64 plus spiele nie eingemottet habe… das wäre heute richtiges Nostalgie spielen
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