Freies Feld

Super Mario World 2: Yoshi´s Island

Von JÁNOS MOSER.

Kinder, Kinder: Ein Storch fliegt durch die Morgendämmerung, zwei Bündel im Schnabel haltend. Langsam geht die Sonne auf. Zwischen den Wolken erscheint eine kuriose Kreatur, die auf einem Hexenbesen reitet. Pech für den Storch: Das fliegende Ding schnappt ihm eines der Bündel weg, das andere fällt in den Ozean. Zumindest fast. Zum Glück existiert in diesem blauen Nirgendwo eine Insel, auf der die Yoshis leben. Baby Mario – der Inhalt des Bündels – fällt direkt auf den Rücken eines der Dinos. Gutmütig, wie die Yoshis so sind, beschliessen sie kurzerhand, Marios Bruder aus den Fängen von Kamek (dem Hexenkoopa) zu befreien und die beiden Kinder zu ihren Eltern zu bringen. Und so beginnt das Abenteuer.


Farbenpracht

Als Super Mario World 2: Yoshi´s Island 1994 auf dem Super Nintendo erschien, löste das Spiel Begeisterung aus. Der Titel holte so ziemlich alles aus der Konsole raus und ging bis an die Grenze des Machbaren. Doch es gab auch kritische Stimmen: Nicht alle hatten sich den Nachfolger eines der besten Hüpfspiele aller Zeiten so kindlich und knuddelig ausgemalt, wie er letzten Endes war. Mario und Luigi als Babys? Nicht! Yoshi als Hauptfigur? Oh Gott! Pastellfarben? Argh! Die überzuckerte Aufmachung täuschte: Hinter Yoshi´s Island verbarg sich ein ausgeklügeltes Spiel, das neue Massstäbe im Genre setzte. Abwechslungsreiche, bildschirmfüllende Bosse, 3D-Objekte, die vom Hinter- in den Vordergrund wechseln, eine noch nie gesehene Anzahl an Levels … Pluspunkte, wohin man nur sah. Und heute? Heute sind wir einen Schritt weiter. Jump´n´Runs sind nicht mehr einfach nur Jump´n´Runs, starre Genregrenzen haben sich schon längst verflüssigt und sind schon so oft transzendiert worden, dass ein Rayman Origins jedem, der einen Hauch Fortschrittsgedanken hegt, wie ein Relikt aus dem vorletzten Jahrhundert vorkommt. Lohnt es sich heute noch, Yoshi´s Island in den Modulschacht zu stecken? Wir werden sehen.

Eiertanz

Nach dem nostalgischen Intro fackelt Yoshi nicht lange und stürzt sich sogleich mit Baby Mario auf dem Rücken ins erste Level. Das dient der Aufwärmphase. Yoshis „Moves“ wie die Arschbombe (Springen und nach unten drücken), das Durch-die-Luft-Segeln (Sprungknopf gedrückt halten) und Eierproduzieren sind einfach, klipp und klar erklärt. Die Eier bilden eines der Hauptelemente des Spiels. Während Mario in SMW diverse Power-Ups benötigt, um in die Gänge zu kommen, hat Yoshi alles, was er braucht, bereits in seinem Magen. Sein Allrounder-Verdauungstrakt erlaubt es ihm, fast jegliche Art von Gegner mit der langen Zunge zu verschlucken und daraus ein Ei zu produzieren, das ihm wie ein Küken folgt. Bis zu sechs Eier kann Yoshi so hinter sich herziehen, was nicht nur witzig aussieht, sondern auch seinen Zweck hat; per Schultertaste werden die Eier als Wurfwaffe eingesetzt. So lassen sich bequem Gegner aus dem Weg räumen oder Schneisen durch poröses Gestein schlagen. Besonders die Bossgegner, die sich Yoshi alle par Levels in den Weg stellen, sind ohne Eier – wortwörtlich – nicht zu schaffen. Nun, wenn gar nichts mehr hilft, ist es auch mit der Arschbombe getan – die hilft aber nur bei kleineren Gegnern. Wie auch immer, erst mal den ersten Level fertiggespielt. He, was ist das? Baby Mario wechselt die Fronten und wird plötzlich auf dem Rücken eines andersfarbigen Yoshis weitertransportiert. Na, so einen grossen Unterschied macht das auch nicht. Nur schade, kann man sich die Lieblingsyoshifarbe nicht aussuchen (das wurde wohl erst in Yoshi´s Story auf dem N64 möglich).


Schlösser und Wälder

Wie für ein Mario-Spiel üblich, sucht das Leveldesign und die Abwechslung seinesgleichen. Mal schwimmt Yoshi durchs Wasser, mal hüpft er oder Wolken oder Riesenpflanzen. Viele nette Gimmicks sorgen für erhöhten Spassfaktor. Dank Power-Ups verwandelt sich Yoshi wahlweise in eine Lokomotive, einen Hubschrauber oder in ein Auto. Der Stern verwandelt Baby Mario für kurze Zeit in Super Baby Mario, der ein Cape trägt und Wände hochrennt. Mit dabei sind wieder einige gut versteckte Levelausgänge (man erinnere sich an die Spukhäuser aus SMW) und die Schlösser, in denen die Bosse hocken. Die Kämpfe gegen diese erfordern Köpfchen (aber eigentlich nur sehr wenig) und ein bisschen Geschick und sind alle gut zu schaffen (sofern einem nicht die Eier ausgehen). Abgesehen davon, dass sie nicht besonders schwer sind, sind die Bosskämpfe in designtechnischer Hinsicht die absolute Krone des Spiels. Da kann es vorkommen, dass Yoshi von einem Frosch verschluckt wird und seine Gurgel mit Eiern bewerfen muss, oder dass er auf einen Miniplaneten geschleudert wird, wo ein Maulwurf wartet. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist die absolut perfekte Spielbarkeit. Nie hat man das Gefühl, keine Kontrolle über Yoshi zu haben, jeder Sprung sitzt mit etwas Übung präzise und man bringt es zur Meisterschaft im Eierwurf.

Lohnt es sich?

Lohnt es sich, in Zeiten von PS3 und co. auf dieses Spiel zurückzugreifen? Wer ein Oldschool-Hüpferlebnis sucht, dem sei Yoshi´s Island wärmstens angeraten. Schnell merkt man, dass es zu Recht als eines der besten Jump´n´Runs bezeichnet wird. Und wer von Rayman Origins enttäuscht war? Der hat Yoshi´s Island wohl ohnehin schon gespielt, denn selbst nach über fünfzehn Jahren toppt dieses Game so schnell keines.

Dieser Beitrag wurde von Yoshi geschrieben und am 29. November 2012 um 12:43 veröffentlicht. Er ist unter Reviews abgelegt und mit , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

2 Gedanken zu „Super Mario World 2: Yoshi´s Island

  1. Leander sagte am :

    Best Jump and Run ever!!

  2. Pingback: Wario Land 4 | Freies Feld

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