Freies Feld

H. G. Wells – Little Wars

Von JÁNOS MOSER.

Bekannt wurde Schriftsteller H. G. Wells durch seine sogenannten „scientific romances“ wie „Die Zeitmaschine“ (1895), „Die Insel des Dr. Moreau“ (1896) oder „Der Unsichtbare“ (1897). Zu seinen weniger bekannten Werken zählen seine realistischen Romane oder wissenschaftlichen Bücher wie „Textbook of Biology“ (1893) oder historische Werke („The Outline of History“, 1920). Bei der unglaublichen Fülle und Vielfalt dieses Schaffens verwundert es nicht – oder umso mehr? – alsbald auf ein kleines Büchlein mit dem Titel „Little Wars“ (1913) zu stossen. Was zunächst wie ein Roman über Krieg unter Kleinbürgern klingt, ist in Tat und Wahrheit eine Spielanleitung. Für, laut Wells: „boys from twelve years of age to one hundred and fifty and for that more intelligent sort of girl who likes boys‘ games and books.“ Von der latenten Misogynie abgesehen ein Titel, der nicht neugieriger stimmen könnte. In der Einleitung heisst es weiter: „This is to be a full History of Little Wars from its recorded and authenticated beginning until the present time, an account of how to make little warfare, and hints of the most priceless sort for the recumbent strategist…“ Wells Buch ist demnach Geschichte, Anleitung und Strategieratgeber in einem. Doch was ist dieses Spiel „Little Wars“ überhaupt? Wohl das, was wir heute als den Vorläufer von „Mage Knight“ oder „Warhammer“ bezeichnen würden. Ein „Kriegsspiel“ mit Miniatursoldaten, die über ein kleines, selbstgebasteltes Schlachtfeld geführt werden im Versuch, die jeweils gegnerische Armee auszuschalten.

The war game in the open air

Dem einfachen Regelwerk vorangestellt sind Wells´ eigene Erfahrung mit dem Spiel , seine Ideen dazu und seine Begeisterung. Nach und nach entwickelt er „Little Wars“ in der Erzählung weiter. „We found it necessary to make certain general rules. Houses and sheds must be made of solid lumps of bricks, and not hollow so that soldiers can be put inside them, because otherwise muddled situations arise.“ Wie in jeder guter Spielanleitung ist sogar eine „Beispielschlacht“ beigefügt, an der er exemplarisch die Regeln nochmals verdeutlicht. Das alles Schriftstellertypisch literarisch ausgeschmückt. „The original advance of the enemy was through the open country behind Firely Church and Hook’s Farm; I sighted him between the points marked A A and B B, and his force was divided into two columns, with very little cover or possibility of communication between them if once the intervening ground was under fire.“ H. G. Wells als General einer Spielzeugarmee. Nach den „Extensions and amplifications of Little War“ folgt ein eine entschuldigende Prise Pazifismus: „And if I might for a moment trumpet! How much better is this amiable miniature than the Real Thing!“ Priceless. Wer das ganze Buch durchlesen möchte, findet es kostenlos bei Projekt Gutenberg.
The war game in the open air

Dieser Beitrag wurde von Yoshi geschrieben und am 19. Oktober 2012 um 12:41 veröffentlicht. Er ist unter Links und Tipps abgelegt und mit , , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

2 Gedanken zu „H. G. Wells – Little Wars

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