Von JANOS MOSER.
Shinji Mikami dürfte den meisten Horrorgame-Fans ein Begriff sein. Nachdem der Schöpfer der berühmten Resident Evil-Reihe sich eine Auszeit vom Genre gegönnt hat, kehrt er mit The Evil Within zu seinen Wurzeln zurück. So heisst es zumindest in der einschlägigen Presse. Was daraus geworden ist? Ein Kurzüberblick.
Detektivarbeit
Held des neuen Games ist Sebastian Castellanos, ein Detektiv, wie er im Buche steht: hart, verschlossen, die Coolness in Person. Leider hat er sonst nicht viel zu bieten, genau wie die übrigen Charaktere, die mit ihm einen Vorfall in einer Klinik untersuchen sollen. Dort angekommen, treffen sie statt des Grossaufgebots der Polizei lediglich auf einen Berg Leichen und einen mysteriösen Mann mit Teleport-Fähigkeiten. Hinzu kommen ein wirrer Patient und sein ebenso vertrauenerweckender Doktor. Und da fängt das Verwirrspiel auch schon an: Castellanos wird von einem Szenario ins nächste gewirbelt, stirbt tausend scheinbare Tode und erwacht ebenso oft an einem beliebigen Ort. Dass der Teleport-Mann etwas mit der ganzen Sache zu tun hat, dürfte klar sein, alles andere an der Story ist so undurchschaubar und verschroben, dass man nicht durchblickt. Nun, die Erfahrung sagt, dass gute Horrorspiele auch ohne viel Plot auskommen, wenn das Gameplay stimmt. Und wie steht es damit?
Mottenkiste
Hier fährt The Evil Within ohne Scham auf der alten Schiene. Mikami greift in die Mottenkiste: Hakelige Steuerung und Kamera, Zielen aus dem Stand, sparsames Waffenarsenal und Fallen, mit denen die Gegner ins Nirvana befördert werden können. Seit Mikamis Überraschungshit Resident Evil 4 hat sich beinahe nichts getan. Wann lernen die Entwickler endlich, dass ein Spielkonzept in den meisten Fällen in drei bis fünf Jahren ausgelutscht ist? Klar sehnen wir uns insgeheim doch immer ein wenig nach Resident Evil 4 zurück, aber eben nicht als schlechte Selbstkopie und ohne sinnvolle Neuerungen. In Sachen Atmosphäre ist noch ein Schuss Silent Hill hinzugekommen (Parallelwelten usw.), aber auch das rettet das Spiel nicht vor dem Fazit: dröge. Und scheint es nur so, oder steuert sich unser Detektiv sogar schlechter als Leon S. Kennedy? Horrorfeeling will jedenfalls bei den Gegnerreihen, die man bekämpft, selten aufkommen (meistens gilt es, eine gewisse Anzahl anstürmender Feinde niederzumähen, bevor es weitergeht). Die paar Abschnitte, in denen man vor etwas Unbesiegbarem (Monster u.ä.) flüchtet, hat man auch schon zu Genüge gesehen.
Licht und Schatten
Etwas muss man dem Game jedoch zugute halten. Die Atmosphäre erreicht in einigen Räumen sehr wohl eine gewisse Eindringlichkeit, die man so in vielen heutigen Spielen nicht wieder findet. So kann es dank der geschickten Beleuchtung schon mal vorkommen, dass man vor seinem eigenen Schatten erschrickt, oder dass sich eine gruselige Gestalt in der Ferne als Portrait herausstellt. Alles in allem ist der Horrorfan meiner Meinung nach jedoch mit Alien: Isolation besser beraten.