Von JÁNOS MOSER.
Was Bücher in Videospielen für Funktionen haben, war schon einmal FF-Thema. Es wird also Zeit, sich einer verwandten, wenn auch äusserst raren Erscheinung zuzuwenden: den Schriftstellern. Leider gibt es ihrer in Games so wenige prominente Vertreter, dass sie sich an einer Hand abzählen lassen. Es folgt die wohl kürzeste Liste in der FreiesFeld-Geschichte:
1) Harry Mason (Silent Hill)
Schriftsteller Harry ist der Protagonist des ersten Teils (1999, PS1) der berühmten Silent Hill-Horrorreihe. In veralteter PS1-Pixelgrafik kämpft er sich auf der Suche nach seiner verschwundenen Adoptivtochter Cheryl durch die monsterverseuchte Stadt. Silent Hill gilt als Ort der Manifestationen des Unbewussten. Zwar gibt es hier, anders als im zweiten Teil, noch keine direkte Verbindung zu den persönlichen Vergehen und Schuldgefühlen des Helden, ein einsamer Schriftsteller macht sich jedoch irgendwie gut der Geisterstadt, die sich zuweilen in eine blutdurchtränkte „Anderswelt“ transformiert. Nebenbei ist Harrys Töchterchen Teil eines Mediums, das die Geburt eines bösen Dämons einläuten soll. Wir wünschen Harry viel Glück.
2) Alan (Alan Wake)
Alan Wake ist ein Thriller-Autor, der „seit einiger Zeit unter Schlafstörungen, Albträumen und akuter Schreibblockade leidet.“ (Wiki). Die besten Voraussetzungen also, um den Held des gleichnamigen, von Twin Peaks und co. inspirierten Horrorgames (2010, Xbox 360) zu mimen. Etwas agiler als Harry, nimmt es Mister Wake mit Besessenen auf, nachdem seine Frau und sein Ferienhaus in Bright Falls vom Erdboden verschluckt worden sind. Dabei findet er immer wieder Manuskriptseiten, die von ihm selber geschrieben zu sein scheinen und künftige Ereignisse voraussagen. Insgesamt kam das Spiel nur mässig weg, aber mangels Alternative lassen wir Gnade walten. Schön ist zumindest, dass Harry und Alan Wake trotz ihres Brotberufs mit Waffen umzugehen wissen – ein blosser Schreiberling wäre dann wohl doch zu langweilig für die Videospielwelt.