Gastbeitrag von JAN ODERMATT.
In jeder Berichterstattung über Dark Souls 2 wird vom ach so harten Schwierigkeitsgrad berichtet, wie oft man doch sterbe und wie geil es doch sei einen Boss zu besiegen. Soviel haben sicher alle Videospielinteressierten schon mal mitbekommen. Da das allgemein bekannt ist, möchte ich hier nicht zu sehr auf den Schwierigkeitsgrad eingehen. Kurz meine Meinung darlegen werde ich aber: Es ist schwer, aber (fast) niemals unfair. Schwer ist es vor allem deswegen weil es einem so gut wie nichts verzeiht. Eine kleine Unaufmerksamkeit und man ist tot. Das ist manchmal frustrierend, sorgt aber auch regelmässig für Adrenalinstösse, welche ich in dieser Intensivität noch bei keinem Videospiel verspürt habe.
So, dass es schwer ist wissen wir jetzt. Nun beleuchten wir doch mal den Rest des Spiels.
Dark Souls 2 ist ein Action-RPG. Man verbringt seine Zeit also hauptsächlich mit Erkunden und Kämpfen. Zwischendurch investiert man seine erkämpften Seelen in neue Upgrades für Waffen oder ein Level-Up. Rollenspieltypische Gespräche sind nur sehr rar gesät. NPCs gibt es nicht besonders viele und wenn man sie nur einmal anspricht erfährt man nur einen Bruchteil dessen was sie zu sagen haben. Meist geben sie Hintergrundinformationen über die Welt von Dark Souls oder sich selbst. Die Hintergrundinformationen lohnen sich allemal, da einem das Spiel nicht gerade viel verrät. Und hier habe ich auch meinen ersten von nur wenigen Kritikpunkten, die Informationen die man als Spieler erhält sind viel zu wenige. Ich rede hier nicht davon dass man mir genau sagt wo was ist oder dergleichen, aber ich würde gerne genauer wissen warum ich was tue. Warum soll ich beispielsweise die 4 Fürstenseelen holen, wie hilft mir das mit dem Fluch, woher kommt dieser Fluch, etc. Hier wäre optionale Information, beispielsweise durch In-Game Bücher wie in Skyrim oder etwas gesprächigere NPCs wirklich wünschenswert. Schon nur deswegen weil Drangleic (da spielt Dark Souls 2) ein ziemlich eindrücklicher und abwechslungsreicher Ort ist und man einfach mehr darüber wissen will. Ich würde unter Anderem gerne wissen wozu Heides Flammenturm diente, oder was es mit dem Loch genau auf sich hat. Die Informationen wären grösstenteils ja vorhanden, man kann vieles online nachlesen darum verstehe ich nicht ganz warum es nicht mehr Infos ins Spiel geschafft haben.
Kommen wir zu erfreulicherem, der Spielwelt. Die ist sehr Abwechslungsreich, man kämpft sich durch Wälder, Gräber, Festungen, eine Windmühle oder auch ein Schloss das in der Lava zu versinken droht. Dies bietet enorme Abwechslung, sowohl spielerisch als auch optisch. Das Design des Spiels gefällt auch sehr gut, extrem hübsche Sonnenuntergänge, stimmige Beleuchtung, beindruckende Architektur. Das Bild wird nur von der etwas schwachen Grafik getrübt, teilweise hat es doch sehr hässliche und matschige Texturen, welche aber den Gesamteindruck nicht gross stören.
Das Leveldesign der Souls Serie gehört mit zum Besten das es gibt. Allerdings hat Teil 2 hier etwas nachgelassen. Im Vergleich zum Vorgänger hat man viel mehr das Gefühl einem Schlauch zu folgen und die tollen Abkürzungen zum „Rastplatz“ sind auch Geschichte. Allerdings sind sie dank des von Beginn weg verfügbaren Teleports von Leuchtfeuer zu Leuchtfeuer auch nicht nötig. Davon abgesehen ist das Leveldesig auch in Teil 2 ziemlich gut und vor allem Herausfordernd. Fette Gegner die einen engen Gang bewachen, allerlei Arten von Fallen (diese dämlichen Giftstatuen!!!), fies platzierte Schützen und viele Illusionäre Wände wollen besiegt/überwunden/gefunden werden. Wenn man sich denn auch die Zeit nimmt um möglichst alles zu erkunden, wird man regelmässig mit guten Gegenständen, wie einer netten Rüstung, neuen Zaubern oder einer zusätzlichen Fackel (…) belohnt.
Neben Gegenständen und Gegnern gibt es natürlich auch NPCs zu entdecken. Diese sind recht speziell und bleiben einem in Erinnerung. Da wäre beispielsweise eine Händlerin am Anfang des Spiels mit einem überdimensionalen, rucksackähnlichen Korb auf dem Rücken in dem sie ihre Waren transportiert, oder der Rüstungsverkäufer der sich mit der Zeit von scheu und zurückhaltend zu einem Grosskotz entwickelt, wenn ihr genug bei ihm kauft. Neben den Händlern trifft man in Drangleic auch ab und zu auf Fremde die nichts verkaufen. Diese erfüllen aber sonst irgendeinen Zweck in der Spielwelt, rein dekorative NPCs gibt’s meines Wissens nicht.
Zu entdecken gibt es also genug. Die meiste Zeit wird man allerdings damit verbringen zu kämpfen, da überall auf der Welt Monster tummeln. Der Hauptteil des Spiels funktioniert, wie bereits in den Vorgängern, tadellos. Das Gegnerdesign ist herrlich unterschiedlich und man hat eine Vielzahl an Waffen zur Verfügung, aus denen man frei wählen kann. Durch das Spiel kommt man mit jeder Art zu spielen, ob als Tank mit Ultra-Grossschwert oder als Ninja mit Dolch und Katana oder doch lieber als Magier mit dem Seelenspeer. Dabei kommt dem Spieler etwas zugute das in Dark Souls 2 neu eingeführt wurde, die Möglichkeit seine bereits verteilten Punkte neu zu verteilen. Diese Möglichkeit ist zwar begrenzt, aber trotzdem sehr willkommen. Zumindest ich finde sie super, einige Fans reden zwar von einer Weicheierfunktion und beklagen sich das Dark Souls Casuallastiger wird, allerdings finde ich hart muss nicht unkomfortabel bedeuten. Im ersten Teil habe ich mir oft gewünscht meinen Charakter neu zu gestalten, um einen anderen Build oder dergleichen auszuprobieren, aber das konnte man nicht ohne einen neuen Charakter zu erstellen oder den ersten extrem hoch zu leveln bis er alles konnte. Mit der Respec-Möglichkeit ist es mir nun möglich auch mal ein Katana auszuprobieren und die Keule wegzulegen.
Waffenarten gibt es einige. Wie erwähnt gibt es Katanas und Dolche, aber auch andere Schwerttypen wie ein Breit oder Langschwert oder auch ein Stossschwert sind enthalten. Wer‘s lieber Gross mag sollte sich ein Gross oder gar Ultra-Grossschwert zulegen.
Krieger mit Schild und Ultra-Grossschwert
Kein Bock auf Schwerter? – Kein Problem nehmt euch Äxte, Speere, Peitschen, Hellebarden, Keulen, Zwillingsklingen oder Hämmer. Bei fernkampfbedarf greift man auf Bogen oder Armbrust zurück. Für die Magier gibt es gleich einige unterschiedliche Magieschulen: Wunder, Pyromantien, Hexereien und Zauber stehen zur Auswahl. Alle benötigen Zauberslots, aber die Wirksamkeit der Schulen wird jeweils von einem anderen eurer steigerbaren Werte beeinflusst. Bei der Charaktergestaltung ist man sehr frei und nicht auf eine Rolle festgelegt. Katanakämpfer mit Wundern? Kein Problem. Die Waffen steuern sich auch wunderbar unterschiedlich. Pro Waffe sind die Angriffsmöglichkeiten allerdings nicht sehr differenziert, Combos sucht man vergebens. Das wird allerding durch die schiere Vielfalt an Waffen und Zaubern wieder Wettgemacht.
Definitiv ein wichtiger Punkt für jeden Krieger, der nicht sehr Widerstandsfähig ist, ist das Ausweichen und Blocken. Wenn ihr nicht ausweichen könnt und nur stumpf auf Gegner einschlagt werden die euch töten. Beim Blocken ist immer wieder überraschend was ein guter Schild so alles wegblocken kann, hier gilt es auszuprobieren.
Das Gegnerdesign ist hervorragend gelungen und abwechslungsreich. Es gibt zig verschiedene Gegnertypen, die sich je nach Gebiet unterscheiden. Von keulenschwingenden Schülern Muten-Roshis bis hin zu gewaltigen Drachen gibt es sehr viel. Hunde, Schweine, Skelette, riesige Rhinos, Zauberer und Krieger in verschiedensten Formen, Elefantenmenschen und vieles mehr. Bei neuen Gegnern gilt es zuerst vorsichtig herauszufinden wie man vorgehen soll. Das unterscheidet sich von Gegner zu Gegner und macht jede erste Begegnung herausfordernd. Das trifft vor allem auf die Endgegner zu, hier heisst es zuerst einmal ausweichen und observieren. Denn diese hauen einen meist ziemlich schnell aus den Latschen, auch wenn die Schwierigkeit der Bosskämpfe im Allgemeinen doch etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt (zumindest im ersten Durchspielen). Die meisten sind zwar knackig genug, aber wirklich schwer sind die wenigsten. Auch hier haben wir ein Schema welches mir schon bei meinem ersten Zelda aufgefallen ist, der Dungeon ist immer einiges schwerer als die Bosse, da kann man sich dann entspannen.
Naja zumindest etwas :D.
Das Spiel als Gesamtes überzeugt durch eine atmosphärische Welt mit toller Architektur sowie einem tollen Gegnerdesign und spannenden Kämpfen. Wer allerdings eine detailliert erzählte Story erwartet, wird von DS2 wohl enttäuscht werden, da nur das nötigste erzählt wird. Das tolle Kampfsystem, die New Game Plus Modes mit noch mehr und stärkeren Gegnern, das Aufwerten der Ausrüstung und die Online-Kämpfe sorgen dennoch für ein sehr gelungenes Spiel, welches ich jedem RPG/Fantasy Fan ans Herz legen würde, solange er etwas Frusttoleranz mitbringt.
Peace
Lord Grizzly
PS: Wie letztes Mal habe ich die Bilder selbst gemacht, deshalb entschuldigt die Quali, ich habe noch keine Möglichkeit wirklich schöne Screenshots zu machen 😉