Freies Feld

Uncharted 4

Von JÁNOS MOSER.

Schatzjäger müssen auch mal in den Ruhestand – dachte sich das Entwicklerstudio Naughty Dog und schickte uns 2016 mit Uncharted 4 auf Nathan Drakes (vorläufig) letztes Abenteuer. Mittlerweile gibt es schon wieder neuen DLC-Content, wobei Drakes weibliche Bekanntschaften die Hauptrolle spielen werden (The Lost Legacy). Wie dem auch sei: Uncharted 4 stellt ein würdiges PS4-Debüt der Reihe dar – mit einigen Schwächen.

Filmspiel

Dass die erzählerische Qualität mal wieder Hollywood-Klasse erreicht, die technische Umsetzung mithin zum besten gehört, was es auf dem Konsolenmarkt zu kaufen gibt, und die Levels nur so vor Details strotzen, steht ausser Frage. Das Gameplay bietet die aus den Vorgängern bekannte Mischung aus Schleichen, Rätseleien, Kletter- und Ballereinlagen. Was aber unterscheidet Uncharted 4 konkret von den Vorgängern? Einerseits wurden neue Gameplay-Elemente eingefügt. Die da wären: ein Kletterhaken, mit dem man sich über Abgründe schwingt; Pseudo-Open-World-Abschnitte, die man mit dem Jeep erkunden kann; ein Meissel, mit dem sich poröse Wände erklettern lassen; und kurze Rutschpartien durch Schlamm und Geröll. Alles nicht ganz so weltbewegend, wird man wohl denken. Dasselbe gilt auch für die Geschichte, die diesmal auf Übernatürliches und allzu grandiose Szenen (zum Beispiel den Flugzeugabsturz aus UC3) verzichtet und einem stattdessen zwei eher lauwarme Antagonisten in den Weg stellt. Von der Kritik ausgenommen ist der grandiose Endkampf (der hier natürlich nicht verraten werden soll). Der heimliche Star des Spiels ist andererseits eigentlich Nates Bruder Samuel. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern wird von Beginn weg gut aufgebaut und erfährt überraschende Wandlungen. Trotz Hollywood bleiben die Charaktere so glaubwürdig, wie sie es in einem Actionspiel eben sein können. Wobei nicht alle Dialoge gelungen sind (besonders, wenn sie spielbedingte Stille überbrücken möchten oder sich um alte Witze über einstürzende Felsen drehen), und die eine oder andere deutsche Synchro (Elena) fällt eher mässig aus. Nach einem episodenhaften (Gott bewahre!) Anfang kehrt Uncharted 4 zu seinen Wurzeln zurück. Die meiste Zeit des Games verbringt man mit dem Durchstreifen urtümlich schöner Dschungellandschaften. Das ganze Abenteuer dauert in etwa 15 Stunden, was annehmbar für einen Actiontitel ist. Als besonderes Dankeschön hat sich Naughty Dog ausserdem eine witzige Idee einfallen lassen: das PS1-Original von Crash Bandicoot ist quasi Ingame spielbar, als Spiel im Spiel. Das allein rechtfertigt natürlich nicht den stolzen Kaufpreis des Hauptspiels, ist aber eine nette Dreingabe.

Fazit

Auf der PS3 gehörte Uncharted zu den grossen Highlights, die ein Kaufgrund für die Konsole waren. Hinsichtlich PS4 hat sich daran nichts geändert – zumindest für den, der noch nie eine dieser Megaproduktionen unter den Spieleblockbustern bestaunen durfte. Früher wie heute ist die Inszenierung von Drakes Abenteuer zum Kinnladen-Runterklappen. Langsam machen sich aber auch schleichende Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Die neuen Gameplayelemente fügen sich zwar gut ein, können jedoch nicht über die fehlenden Ideen (bzw. Set Pieces) und laschen Antagonisten hinwegtäuschen. Neueinsteigern in die Serie sei deshalb eher Uncharted 2 oder 3 empfohlen. Nichtsdestotrotz eignet sich UC4 natürlich auch als Angeber-Einstiegstitel für eine neue PS4 – mit der Gefahr, dass die anderen Spiele grafisch gleich auf die unteren Ränge rutschen.

Dieser Beitrag wurde von Yoshi geschrieben und am 29. Mai 2017 um 20:03 veröffentlicht. Er ist unter Reviews abgelegt und mit , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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