Freies Feld

Batman: Arkham Origins

Von JÁNOS MOSER.

Nach dem Erfolg der beiden Vorgängerspiele Arkham Asylum und Arkham City haut Entwickler Rocksteady nochmals richtig rein und produziert ein drittes – aber halt, das gestandene Team hat mit dem neuen Batman-Game gar nichts mehr zu tun. Stattdessen beehrt uns Warner Bros. mit Batman: Arkham Origins, also der Vorgeschichte des dunklen Ritters. Nicht noch eine Vorgeschichte! Zumal die Situation ein wenig an das Rundherum um Silent Hill: Downpour erinnert. Auch damals übernahm ein bisher eher unbekanntes Entwicklerstudio eine gute Serie. Zu Hilfe! Oder doch nicht? Schliesslich hat Warner Bros. zuvor mit ein paar Batman-Smartphone-Spinoffs bewiesen, dass sie durchaus das Zeug dazu haben, den Flattermann in Szene zu setzen. Mal sehen, ob das zu einem guten Spiel reicht.

Ho ho ho

Batman: Arkham Origins schickt den Spieler an die Anfänge von Batmans Karriere zurück. Gerade mal zwei Jahre steckt der Jungspund im Kostüm, ist noch hitzköpfig und gerade daran, sich die Hörner abzustossen. So zumindest heisst es im Pressetext. Zu merken ist davon aber nicht viel: das Sixpack ist da, die Gadgets sind da, die Kampfkünste und sogar der Batwing sind da. Wenn immerhin die Bathöhle nicht dagewesen wäre – aber selbst die ist da. Fans freuts. Wer allerdings mit dem alten Batman nicht warm wurde, wird auch nicht mit dem neuen warm. Das gilt auch für die anderen Bereiche des Spiels. Am Kampfsystem hat sich nicht viel geändert. Im richtigen Moment drückt man den Schlag- und Ausweichbutton, benutzt Batarangs oder den Greifhaken. Die zwei, drei neuen Gegnertypen reissen nicht wirklich, aber das Ganze sieht immerhin noch genau so cool aus wie in Arkham City. Seltsam nur, dass man beinahe alle Gerätschaften von Anfang an nutzen kann, wo wir es doch vermeintlich mit einem Anfänger zu tun haben. Vom Metroidvania-Effekt des ersten Teils ist hier beinahe nichts mehr übrig geblieben. Die Schockhandschuhe und der Unterbrecher sind zwar nett, bringen aber keine gravierenden Änderungen und kaum neue Möglichkeiten. Und das Umherkriechen in Lüftungsschächten macht irgendwie auch nicht mehr so viel Spass. Aber der Batwing! Stimmt, endlich kann man den Batwing einsetzen, allerdings nur als Schnellreisevehikel von Stadtteil zu Stadtteil. Gotham ist deutlich gewachsen: die Häuser sind höher, das Gebiet weitläufiger. Das macht es einerseits mühsamer, sich von Dach zu Dach zu schwingen, andererseits fragt man sich, wo denn all die Stadtbewohner geblieben sind. Die da hocken – was für ein Kniff! – zu Hause, weil eine Sturmwarnung rausgegeben wurde. Das scheint die in Steroiden getränkten Schlägertypen, die hinter jeder Ecke der Stadt lauern, jedoch nicht zu stören. Wenn das mal keine solide Basis für eine Story ist? Die klingt auch ganz beschaulich, denn sie spielt am winterlichen Vorabend des Weihnachtsfests. Ein Typ namens Black Mask setzt ein Kopfgeld auf den dunklen Ritter aus. Das lassen sich die altbekannten Superschurken wie der Pinguin und Crocodile Dundee – Verzeihung, Killer Croc – natürlich nicht entgehen und liefern das schon aus den Vorgängern bekannte Stelldichein. Der in diversen Trailern starkgemachte Deathstroke kommt übrigens recht schlecht weg; sein Auftritt kommt früh im Spiel und bleibt abgesehen vom coolen Bosskampf relativ unbedeutend. Weshalb man dafür den Joker jetzt ein drittes Mal bringen musste, bleibt mir schleierhaft.

Detektivarbeit

Wie in den früheren Spielen betätigt sich Batman nicht nur als Kampfkunstexperte, sondern auch als gewiefter Detektiv. Wer jetzt an einen Sherlock Holmes denkt, wird leider enttäuscht. An den Tatorten hat der Spieler nichts weiter zu tun, als seinen Beweis-Scanner hintereinander an den rot markierten Stellen zu benutzen. Das macht auch die vor- und zurückspulbaren Mordszenarios weitgehend überflüssig. Da ist man mit Dr. Kawashimas Gehirnjogging besser bedient. Ärgerlich sind auch die hie und da auftretenden Bugs: Das Spiel ruckelt und zuckelt, hängt für Sekunden fest oder stürzt gleich ganz ab. Das wäre nicht so schlimm, wenn man es insgesamt nicht mit einem lauwarmen Aufguss von Spiel zu tun hätte, und leider hat man das. Besonders deutlich wird das am Design der Stadt Gotham selbst. Alles wirkt irgendwie liebloser, detailärmer und blässer als beim Vorgänger, es spielt sich wie ein missglücktes Remake des Originals, obwohl es keines ist. Deswegen soll man Warner Bros. jedoch nicht schlecht reden. Nach wie vor ist Origins ein gutes Spiel, das viele gegenwärtige Titel locker in die Tasche steckt. Wer aber neu ins Batman-Universum einsteigen will, sollte lieber zu Arkham City oder Asylum greifen.

Dieser Beitrag wurde von Yoshi geschrieben und am 11. November 2013 um 15:07 veröffentlicht. Er ist unter Reviews abgelegt und mit , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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