Von JÁNOS MOSER.
Berlin: Im Hotel eingecheckt, einen Reiseführer in die Hand genommen, aufgeschlagen und gestutzt. Ja gibt’s denn sowas? Ein Museum für Computerspiele. Mit der U- und S-Bahn nicht schwer zu erreichen. Also los geht’s. Das Gebäude steht in einem ziemlich gewöhnlichen Teil der Stadt, der Eingang ist von altertümlich wirkenden Säulen flankiert. Was haben Games mit der Antike gemeinsam? Weniges? Vieles? Einiges? Egal. Drinnen winken einem schon lebensgrosse Plastikfiguren von Lara Croft, Jak und co. entgegen. Einer vom Empfang lässt das FF7-Battletheme auf seinem Laptop laufen. Man fühlt sich wie zu Hause. Schnell den moderaten Eintrittspreis bezahlt, die Jacke in die kleine Garderobe gestopft und reingestolpert. Offene Räume, Vieles zum Anschauen, ohne Führung leider relativ Weniges zum Ausprobieren. Spass machen die Pong-Variante für fünf Spieler, der Donkey Kong-Arcadeautomat und Frogger trotzdem.
Aber da das ein Museum ist und keine Spielhalle, widmen wir uns lieber auch genügend lange den Schaukästen und Infobildschirmen und-tafeln. Endlich sehe ich mal all das, was vor dem Game Boy war und sehe mein intellektuelles Ehrgefühl angeknackst – die Hälfte, nein, drei Viertel all dieser Konsolen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Vielleicht auch, weil darunter viele US- und Japanimporte zu finden sind. Während ich bis vor kurzem noch auf meinen golden schimmernden Game Boy Light stolz war (das Teil hat hier wirklich niemand), wünsche ich mir jetzt einen CDi, einen Sharp X-irgendwas, einen Atari (insert number)und einen Apple II-Computer. Die drollig mechanischen Anfänge des Computerzeitalters können ebenso begeistern wie die Einblicke in das Storyboard eines deutschen Entwicklerteams. Besonders anregend: In einer Ecke befindet sich eine Pain Station. Neuerfindung oder altes Eisen, und wie funktioniert das Ding überhaupt? Bekomm‘ ich Elektrostösse?Leider gibt’s auch hier ohne Führung nur ratlos zu gaffen. Die Tour geht weiter: Wir hören Spieleentwicklern beim Plappern zu, lesen in alten Spielemagazin-Ausgaben oder erfahren mehr über Musik in Videospielen, bis wir im Museumsshop landen. Enttäuschend: Die meisten Artikel kann man auch in jedem beliebigen Elektronikgeschäft kaufen. Da fällt uns auf, dass eigentlich auch das ganze Museum eher klein war und man schnell alles gesehen hat. Ein Nerd würde vielleicht sogar doppelt so viel vermissen wie ich (ach ja, wo bleibt Pac Man?). Wer weit weg von Berlin wohnt, für den würde sich das Ganze auch nicht wirklich lohnen. Aber wer zufällig mal dort ist und nur einen Funken Interesse an Games hat: nichts wie hin.